Mehr als Händewaschen: Wie wir Infektionen wirksam vorbeugen
24. März 2025

Mehr als Händewaschen!

In Rehakliniken wie der unseren kommen viele Menschen zusammen – oft mit geschwächtem Immunsystem oder chronischen Erkrankungen. Eine konsequente Infektionsprävention ist deshalb zentral. Sie schützt Patientinnen und Patienten, Mitarbeitende und Besuchende vor ansteckenden Krankheiten und verhindert die Verbreitung von Bakterien, Viren oder Pilzen.

Wir haben unsere Fachexpertin für Infektionsprävention, Ruth Lufft, zum Gespräch gebeten. Im Interview erklärt sie, warum eine gute Spitalhygiene unerlässlich ist – und wie wir alle dazu beitragen können. 

Warum ist Infektionsprävention in einer Rehaklinik wie der unseren wichtig?

Das Risiko für Infektionen ist bei uns naturgemäss erhöht: Viele Patientinnen und Patienten wurden zuvor operiert und haben noch frische Wunden. Sie bewegen sich aktiv im Haus, nehmen an mehreren Therapien pro Tag teil und essen gemeinsam im Restaurant. Diese hohe Mobilität und die sozialen Kontakte fördern die Verbreitung von Krankheitserregern. Kommt es zu einer Infektion, kann das den Rehabilitationsverlauf erheblich verzögern – im schlimmsten Fall ist sogar eine Rückverlegung ins Akutspital nötig. Gute Hygiene schützt daher nicht nur die einzelnen Patientinnen und Patienten, sondern das gesamte Umfeld – inklusive des Personals.

Welche Rolle spielt das Personal in der Spitalhygiene?

Eine zentrale. Alle Mitarbeitenden, die in direktem Kontakt mit Patientinnen und Patienten stehen, tragen eine grosse Verantwortung. Mit jedem Handgriff entscheiden sie mit, ob Keime weitergegeben werden oder nicht – und die häufigste Übertragungsquelle sind dabei die Hände. Zudem kommt dem Personal eine wichtige Vorbildfunktion zu: Wenn Hygienemassnahmen konsequent umgesetzt werden, steigt auch die Bereitschaft der Patientinnen und Patienten, sich daran zu orientieren.

Wie wichtig sind Schulungen und die Sensibilisierung für Infektionsprävention?

Gezielte Schulungen sind unverzichtbar – nicht nur, um Wissen weiterzugeben, sondern auch, um sichere Routinen zu fördern. Besonders wirksam sind kurze, praxisnahe Trainings direkt auf der Station, etwa bei einem konkreten Anlass wie dem Auftreten eines Problemkeims. Ein gutes Beispiel sind sogenannte Hands-on-Übungen, bei denen mit UV-Licht sichtbar gemacht wird, welche Bereiche beim Händedesinfizieren übersehen wurden. Solche Aha-Erlebnisse bleiben hängen – und stärken die Wirksamkeit der Massnahmen im Alltag.

Ruth Lufft, Fachexpertin für Infektionsprävention
und Mitarbeiterin Qualitätsmanagement der Klinik Schönberg

Wo siehst du die grössten Einflussmöglichkeiten, um Infektionen zu verhindern oder einzudämmen?

Die stärkste Wirkung erzielen wir nach wie vor mit konsequenter Händehygiene. Sie bleibt unsere wichtigste Waffe gegen Infektionen – vor allem in Kombination mit gut geschultem und sensibilisiertem Personal. Ein weiterer wichtiger Hebel ist eine gute Vorbereitung: Wenn wir bereits bei der Anmeldung wissen, dass eine Patientin oder ein Patient einen multiresistenten Keim mitbringt, können wir sofort reagieren – etwa durch gezielte Isolation und klare Information. So schaffen wir von Beginn an Sicherheit.

Was wir hingegen nicht beeinflussen können, ist die Jahreszeit. In den Wintermonaten steigen die Fallzahlen von Grippe- und Erkältungserkrankungen deutlich an. Das bringt nicht nur mehr infektiöse Patientinnen und Patienten, sondern auch zusätzlichen Aufwand in der Betreuung. In dieser Zeit beschäftigen wir uns intensiv mit der Frage, wie wir Isolationen sinnvoll und gleichzeitig menschlich gestalten.

Mit welchen Herausforderungen bist du im Arbeitsalltag in der Klinik konfrontiert?

Eine besondere Herausforderung liegt im präventiven Ansatz zur Vermeidung von Infektionen. Man sieht nicht, was verhindert wurde – vieles passiert im Hintergrund. Das macht es oft schwierig, den Wert der eigenen Arbeit sichtbar zu machen. Denn eigentlich habe ich meinen Job dann am besten gemacht, wenn nichts passiert: keine Ausbrüche, keine zusätzlichen Infektionen, alles läuft ruhig. Dieses «Nichts» ist in unserer Arbeit ein grosser Erfolg – auch wenn es von aussen nicht immer gleich erkennbar ist.

Gibt es Risiken, die deiner Erfahrung nach häufig unterschätzt werden?

Ja, absolut. Grundsätzlich kann jede Patientin und jeder Patient potenziell infektiös sein – auch ohne sichtbare Symptome. Da wir nicht alle Personen bei Eintritt systematisch screenen, müssen wir bei allen dieselben Hygienemassnahmen anwenden: Händehygiene, Flächendesinfektion, und Einhaltung der sogenannten respiratorischen Etikette. Screenings erfolgen meist nur bei konkretem Verdacht – zum Beispiel bei Rückverlegungen aus dem Ausland. Wenn uns ein Akutspital informiert, dass jemand mit einem multiresistenten Keim zu uns kommt, treffen wir gezielt Isolationsmassnahmen. Aber auch ohne solche Hinweise müssen wir grundsätzlich vorsichtig und aufmerksam bleiben.

Wie hat sich die Infektionsprävention in den letzten Jahren verändert?

Das Bewusstsein hat sich spürbar gewandelt – sowohl in der Klinik als auch in der Bevölkerung. Einen entscheidenden Beitrag hat die Corona-Pandemie geleistet: Sie hat das Thema Spitalhygiene stärker in den Fokus gerückt. In der Klinik ist heute klarer denn je, wie wichtig eine gut koordinierte und fachlich begleitete Infektionsprävention ist. Gleichzeitig hat sich auch in der Bevölkerung das Verständnis für Hygienemassnahmen deutlich verbessert.

Gibt es in Bezug auf Infektionsprävention auch Trends oder Entwicklungen?

Definitiv. Technologisch tut sich viel – etwa mit neuen Desinfektionsverfahren wie UV-Licht oder dem Einsatz von «guten» Bakterien, die krankmachende Keime verdrängen sollen. Aber auch in der Praxis denken wir heute anders: Hygienemassnahmen werden gezielter eingesetzt, basierend auf dem tatsächlichen Übertragungsweg. Statt pauschale Vorgaben blind umzusetzen, wird überlegt: Ist diese Schutzmassnahme in dieser Situation wirklich notwendig? Das entlastet nicht nur das Personal, sondern erhöht auch die Wirksamkeit – denn der Fokus liegt dort, wo Massnahmen wirklich einen Unterschied machen.

Was sagen Sie Menschen, die Hygienevorgaben für übertrieben halten?

Solche Meinungen höre ich durchaus, vor allem im privaten Umfeld. Und natürlich darf dort jede und jeder für sich entscheiden, wie streng man es mit der Hygiene hält. In einer Gesundheitseinrichtung gelten jedoch andere Regeln. Wir betreuen hier Menschen mit teils schweren Grunderkrankungen oder geschwächtem Immunsystem. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass sie nicht kränker nach Hause gehen, als sie gekommen sind. Deshalb sind Hygienemassnahmen bei uns nicht übertrieben – sie sind notwendig. Sie schützen nicht nur einzelne, sondern die gesamte Klinikgemeinschaft.

Hast du einen konkreten Tipp für unsere Patientinnen und Patienten?

Ja – und er ist ganz einfach umzusetzen: regelmässig und gründlich die Hände waschen. Das allein macht schon einen grossen Unterschied. Es muss nicht immer Desinfektionsmittel sein – oft reicht warmes Wasser und Seife. Gerade vor dem Essen, nach dem Toilettengang oder wenn man von draussen kommt, ist das Händewaschen eine der wirksamsten Schutzmassnahmen.

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